In einer gemeinsamen Pressemitteilung von Deutschem Bahnkunden-Verband, PRO BAHN Niedersachsen und VCD Niedersachsen fordern die Verbände, auch offen über Neubaustrecken zu diskutieren. Populismus gegen jeden Neubau schade dem Land und der Verkehrswende.

Nur ein drittes Gleis zwischen Lüneburg und Uelzen, wie es jetzt im “Alpha-E-Konsens” vorgesehen ist, ist unzureichend. Es bringt keine Beschleunigung und nur wenig zusätzliche Kapazität, dafür müssen aber die bestehende Strecke und alle Bahnhöfe und Ortsdurchfahrten umgebaut werden, was länger dauert und teurer ist als ein Neubau. DBV-Bundesvorstansdmitglied Frank Böhnke: “Die Verkehrswende braucht komplett neue Bahnstrecken. Unserer Meinung nach steht der Aufwand für den Bau eines dritten Gleises parallel zu den bereits vorhandenen beiden in keinem vertretbaren Verhältnis zum Nutzen. Zumal es auch bedeuten würde, dass über Jahre Ersatzverkehre und Unterbrechungen die Nerven der Fahrgäste entlang der Strecke arg strapazieren würden. Ganze Orte würden ihre Struktur und Gestalt verändern und fast komplett über Jahre zu einer Großbaustelle werden." Verglichen mit den acht Jahren, die für den nur 27 km langen zweigleisigen Ausbau Verden - Rotenburg vorgesehen sind, würde ein Ausbau der Bestandsstrecke mindestens 25 Jahre dauern. In dieser Zeit gäbe es keine Verbesserungen, sondern nur Einschränkungen des Verkehrs.

Wegen des geringen Nutzens ist der Alpa-E-Ausbau auch unwirtschaftlich und darf nach der Bundeshaushaltsordnung nicht gebaut werden. Zudem seien von einem kürzeren Neubau entlang der A 7 und/oder der B 3 voraussichtlich weniger Menschen betroffen als bei einem Umweg durch Lüneburg und Uelzen. Ein 30-min-Takt im Nahverkehr ist nicht möglich, solange der sich zwischen Uelzen und Celle zwei Gleise mit dem ICE teilen muss, dort ist im “Alpha-E” keinerlei Ausbau vorgesehen. Martin Mützel, VCD-Landesvorsitzender: “Es ist mittlerweile fachlich eindeutig, dass ein reiner Bestandsstreckenausbau nicht reicht. Wer den immer noch verspricht, will entweder gar keinen Ausbau oder verspricht den Bürgern etwas gegen besseres Wissen.”

Die durchfahrene Region könne erheblich von einer Neubaustrecke profitieren. So sind an den Neubaustrecken Köln — Frankfurt, Nürnberg — Ingolstadt und Wendlingen — Ulm mehrere Zwischenhalte in kleineren Orten wie Kinding oder Merklingen eingerichtet worden. “Wenn es vor Ort gewünscht wird, ist das auch für Egestorf, Bispingen, Soltau oder Bergen kein Problem", so Pro-Bahn-Landesvorsitzender Malte Diehl. Ähnliches gelte auch für Bad Nenndorf oder Bad Eilsen an der geplanten Schnellfahrstrecke Hannover - Bielefeld. Bei Soltau könnten Regionalzüge von den alten auf die neue Strecke wechseln und weitere Orte auch im Heidekreis schnell und umsteigefrei mit Hannover und Hamburg verbinden. Attraktive Anschlüsse in Soltau erleichtern auch die Reaktivierung der Bahnstrecke von dort nach Lüneburg.

Das Projekt ist nicht von “Der Bahn” beschlossen worden, sondern folgt den Vorgaben von Bundestag und Bundesverkehrsministerium. Das derzeitige Planungsverfahren wurde von der damaligen Großen Koalition unter einem Unions-Verkehrsminister beauftragt. Die Ampel führt es nach Prüfung unverändert fort. Martin Mützel.: “Wer im Wahlkampf versucht, sich auf Kosten der Bahn zu profilieren, kritisiert in Wirklichkeit seine eigenen Parteikollegen in Berlin!”.

Die Verbände fordern die Politik auf, bei Neubauten für Schiene und Straße nicht mit zweierlei Maß zu messen. Eine neue Autobahn ist breiter und lauter als eine Eisenbahn gleicher Leistungsfähigkeit. Bis heute ist nicht absehbar, ob und wie Langstrecken-Lkw mit Ökostrom fahren können, auch dann ist der Energieverbrauch relativ zur Last höher. Dennoch setzt sich z. B. Landesverkehrsminister Althusmann für den Neubau unter anderem der A 20 und A 39 ein. Er fordert auch einen Ausbau der A 2 zwischen Hannover und Bielefeld, lehnt aber eine Eisenbahn-Neubaustrecke parallel zu dieser Autobahn ab. Frank Böhnke: “Diese straßenfixierte Verkehrspolitik verhindert den Umstieg auf die und den Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel. Damit schadet sie der Verkehrswende und ganz Deutschland, da die Störungsanfälligkeit auf hiesigen Fernstrecken bundesweite Auswirkungen haben. Wenn der Landesverkehrsminister tatsächlich als Gelbweste gegen ein Verkehrsprojekt protestieren will, sollte er das zuerst bei der Küstenautobahn tun!”

 

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