Stellungnahme zum Nahverkehrsplan 2015 für den Großraum Braunschweig des Deutschen Bahnkunden-Verbandes e.V., Landesverband Niedersachsen/Bremen

(27.7.2015, DBV-Landesverband Niedersachsen/Bremen)

Allgemeines

Der Entwurf geht sehr detailliert auf das Bahn- und Busangebot der jeweiligen Regionen ein. Leider sind die Strukturdaten der Regionen, auf die der Entwurf zurückgreift, nicht aktuell. So sind die Einwohnerzahlen aus dem Jahre 2008 und die Mobilitätsströme aus dem Jahre 2010 ermittelt worden.

Aufgrund der sehr unterschiedlichen Entwicklung der Einwohnerzahlen in den Städten und Gemeinden des Großraumes Braunschweig sollte für die Aufstellung des Nahverkehrsplanes auf aktuelle Zahlen zurückgegriffen werden. Gleiches gilt für die errechneten Mobilitätsströme, die aufgrund des veränderten ÖPNV-Angebotes seit 2010, aber auch die sehr differenzierte Entwicklung des Autoverkehrs, für die Erstellung des Nahverkehrsplanes nur eingeschränkt genutzt werden können.

Dennoch zeigt sich aufgrund der vorgelegten Mobilitätszahlen – wenn auch aufgrund der nicht gegebenen Aktualität nur eingeschränkt – der Handlungsbedarf für den ÖPNV für den kommenden Nahverkehrsplan. Insbesondere bei den stärkeren Verkehrsbeziehungen mit einem ÖPNV-Anteil von unter 6% besteht akuter Handlungsbedarf in Form von einem Ausbau bzw. Reaktivierung des SPNV oder einem Zusatzangebot durch einen hochwertigen Schnellbusverkehr.

Die aktuellen Fahrgastzahlen der Bahnlinien zeigen eine sehr unterschiedliche Entwicklung. Generell ergeben sich für die Entwicklung des Nahverkehrs im Großraum Braunschweig folgende Handlungsfelder:

Bedienungsebene 1: Ausbau der Hauptachsen durch Taktverdichtung und größere Fahrzeugkapazitäten

Wie in den Abbildungen zu erkennen ist, sind die Fahrgastzahlen auf den Hauptachsen in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Dennoch sind die aktuellen Taktangebote nicht ausreichend und sollten wie vorgeschlagen deutlich ausgeweitet werden. Zusätzlich sind größere Fahrzeugeinheiten insbesondere werktags notwendig, um eine attraktive Fahrt auch für Pendler zu ermöglichen.

Bei den Relationen Gifhorn – Uelzen und Braunschweig – Vienenburg mit deutlichen Fahrgastrückgängen müssen Maßnahmen ergriffen werden, um die Benutzerzahlen wieder zu steigern. Im Dezember 2014 fand ein Betreiberwechsel auf verschiedenen Bahnstrecken und Angebotsverbesserungen statt. So wäre es für die Aufstellung des Nahverkehrsplanes hilfreich, durch aktuelle Fahrgastzählungen einen aktuellen Trend der Fahrgastzahlen insbesondere bei den vom Unternehmen „Erixx“ betriebenen Bahnstrecken, insbesondere Braunschweig – Bad Harzburg und Gifhorn – Uelzen, zu ermitteln.

Bedienungsebene 2: Regionalbahn nach Schöningen reaktivieren, Schnellbusse auf Hauptachsen

Im Dezember 2007 wurde der Eisenbahnverkehr zwischen Schöppenstedt und Helmstedt wegen Braunkohleabbau eingestellt. Für die Gemeinde Schöningen wird ein Bevölkerungsrückgang von knapp 30% bis 2030 prognostiziert. Im Jahre 2013 wurde das landesweit bedeutsame Erlebniszentrum Schöninger Speere eröffnet, wo viele tausend Besucher erwartet werden. Das Zentrum ist mit dem ÖPNV aus Richtung Braunschweig nur mit zweimaligem Umsteigen mit Regionalbahn und zwei Buslinien mit nur wenigen Fahrmöglichkeiten an Werktagen erreichbar. Dieses „ÖPNV-Angebot“ ist für ein so bedeutendes Besucherzentrum völlig unzureichend und für die gesamte Region ein Armutszeugnis.

Zur Stärkung von Infrastruktur und Tourismus in diesem strukturschwachen Raum halten wir eine Reaktivierung des Abschnittes Schöppenstedt- Schöningen für dringend erforderlich und eine Zukunftsperspektive für Schöningen zu schaffen.

Die stark nachgefragten Regio-Busse sollten verbundweit zu Schnellbus-Linien mit kürzeren Fahrzeiten durch Auflassung von Haltestellen und besonderem Komfort wie z.B. kostenlose Tageszeitungen aufgewertet werden, um noch mehr Pendler zum Umsteigen auf den ÖPNV zu bewegen.

Bedienungsebene 3: Flächendeckende Grundversorgung im Ländlichen Raum sichern - Verbundweiten Rufbus einführen

Auf vielen Buslinien ist abseits der Schülerzeiten eine sehr geringe Nutzung des Busangebotes festzustellen und ein Taktangebot wirtschaftlich nicht darstellbar. Zur Grundversorgung der Bevölkerung im ländlichen Raum ist dennoch ein regelmäßiges ÖPNV-Angebot erforderlich. Dies gilt auch in den kleinen Dörfern, wo Arztbesuche, Einkäufe und Behördengänge im Grundzentrum erledigt werden müssen.

Daher sollte für alle Dörfer ab 50 Einwohnern ein verbundweit einheitliches Rufbus-Systemgeschaffen werden. Dieses sollte ein Grundangebot von mindestens drei Fahrten pro Tag in das nächste Grundzentrum mit direkten Anschlüssen an das Oberzentrum beinhalten. Um dieses Grundangebot wirtschaftlich sicherzustellen, sollten die nachfrageschwächeren Linien abseits der Hauptverkehrszeiten als flächendeckende Rufbusse verkehren. Somit wird die Grundversorgung auch für die abseits gelegenen Dörfer sichergestellt und die Busse besser ausgelastet. Wichtig ist aber ein verbundweit einheitliches Rufbus-System, um den Einstieg auch für Gelegenheitsfahrer zu erleichtern.

Stellungnahme zu einzelnen Kapiteln:

  • E1.1.3

    Verlängerung der RB 45 bis Schöningen(siehe oben)

  • E 1.1.4

    Wie angestrebt Stundentakt bis Uelzen. Zwischen Braunschweig und Gifhorn ist ein zweites Zugpaar pro Stunde zumindest in der Hauptverkehrszeit anzustreben.

  • E 1.1.6

    Täglich pendeln 14.000 Menschen alleine aus dem Altmarkkreis Salzwedel nach Wolfsburg. Die benachbarten Landkreise werden ähnliche Pendlerzahlen aufweisen. Daher sollten die RB 35 und 36 Wolfsburg – Stendal/Magdeburgwochentags auf einen Stundentakt verdichtet werden. Die Ankunfts- und Abfahrtzeiten in Wolfsburg müssen die Schichtwechsel-Zeiten im VW-Werk berücksichtigen, damit möglichst viele VW-Arbeiter mit der Bahn anreisen können und die Verkehrsprobleme in Wolfsburg reduziert werden können.

    Aufgrund der hohen Pendlerzahlen aus dem Altmarkkreis Salzwedel und der großen Bedeutung der Stadt Wolfsburg als faktisches Oberzentrum der Altmark für Arbeit und Freizeit sollte die Bahnstrecke Wolfsburg – Oebisfelde – Salzwedelwieder reaktiviert und ab Salzwedel durch das niedersächsische Lüchow-Dannenberg bis nach Lüneburg verlängert werden. Auch in Lüchow-Dannenberg gibt es viele Pendler und zahlreiche Freizeitreisende nach Wolfsburg, so dass zwischen Dannenberg und der Autostadt ein Potential von über 1.500 täglichen Reisenden besteht.

  • Teilnetz 10 Gifhorn

    Laut Tabelle nur 2 % ÖPNV-Anteil Richtung Wolfsburg und Braunschweig. Bitte nachprüfen!

  • Teilnetz 14 Brome

    Aufgrund der hohen Pendlerzahlen nach Wolfsburg muss das ÖPNV-Angebot ausgeweitet werden. So sollte kurzfristig ein Schnellbus zumindest in der Hauptverkehrszeit zwischen Brome und Wolfsburg eingerichtet werden. Langfristig ist die Schaffung einer direkten Bahnverbindung Wolfsburg – Brome als Verlängerung einer möglichen Stadtbahn Wolfsburg – Wendschott – Rühen sinnvoll, um die Verkehrsprobleme zu reduzieren und den Wohnstandort Brome und Umgebung zu stärken.

  • Teilnetz 20 Wolfsburg

    Die extreme Verkehrsbelastung innerhalb der Stadt und auf den Zugangsstraßen erfordern einen weiteren Ausbau des ÖPNV-Angebotes in Stadt und Region und wird durch die geringen ÖPNV-Anteile in den Mobilitätsströmen deutlich untermauert.

    Mittelfristig ist daher in der Stadt Wolfsburg ein Stadtbahnnetz mit zwei bis drei Linien auf den Hauptverkehrsachsen einzurichten. Diese Linien sollten auf direktem Weg alle aufkommensstarken Ziele wie VW-Werke, Hauptbahnhof, Zentrum und Freizeiteinrichtungen miteinander verbinden. Außerhalb des innerstädtischen Stadtgebietes sind Außenbezirke wie Detmerode und Wendschott anzubinden und langfristig in die stark nachgefragten Pendlerziele wie Velpke und Brome, aber auch südlich Wolfsburg zu verlängern. Die Stadtbahnen können in Doppel- oder Dreifachtraktionen insbesondere in der Hauptverkehrszeit die extreme Verkehrsbelastung innerhalb und außerhalb der Stadt deutlich reduzieren. Park+ Ride-Plätze in den Vororten an den Stadtbahnhaltestellen können ebenfalls zu einer Verkehrsverlagerung führen. Rund um Wolfsburg sind kurzfristig alle Bus- und Bahnangebote deutlich zu verbessern und die Fahrgastzahlen regelmäßig zu überprüfen.

  • Teilnetz 40 Braunschweig

    Das Stadtbahnnetz sollte so ausgebaut werden, dass an den Außenbezirken attraktive Verknüpfungen mit P+R- Plätzen geschaffen werden und die Fahrzeit zum Zentrum möglichst gering ist.

 

 

 

 

 

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