82 Prozent der Deutschen sind dafür, Städte und Gemeinden gezielt so umzugestalten, dass man kaum noch auf ein Auto angewiesen ist. Bei jungen Menschen (14- bis 17-Jährige) sind sogar 92 Prozent für diese Umgestaltung. Eine hohe Zustimmung gibt es für neue Mobilitätskonzepte in den Städten. Das ist das Ergebnis der aktuellen, repräsentativen Umfrage des Umweltbundesamtes und des Bundesumweltministeriums, die am 30. März 2015 veröffentlicht wurde. Diese Erkenntnis ist in der Alltagspolitik noch nicht angekommen!

Vom Berliner Verkehrssenator Andreas Geisel, der in der Wohnungspolitik durchaus den Eindruck vermittelt, die drängenden Probleme offensiv anzugehen, hört man verkehrspolitisch als Erstes, er wolle den Autobahnring langfristig schließen und die Nordosttangente bauen. In einer Einladung der IHK zu einem verkehrspolitischen Gespräch ist wie selbstverständlich davon die Rede, dass mit steigender Einwohnerzahl auch der Autoverkehr weiter zunehmen werde.

Wenn die von Jahr zu Jahr um 40.000 Einwohner wachsende Stadt Berlin mit einem ebenso stark wachsenden Umland in Zukunft für ihre Bewohner lebenswert und für ihre Gäste attraktiv bleiben will, muss sie Raum für eine immer größer werdende Anzahl von Menschen auf gleicher Fläche bieten. Das funktioniert nur mit ausreichend Platz für Fußgänger, für Fahrradfahrer und für Nutzer öffentlicher Verkehrsmittel. Bekanntlich benötigen diese im Großstadtverkehr deutlich weniger Fläche als Nutzer privater Pkw. Noch größer wird die Diskrepanz wenn man bedenkt, dass das Auto anschließend auch noch ungenutzt abgestellt wird - und weiter vergleichsweise viel öffentlichen Raum blockiert.

Jetzt ist die Politik am Zug. Jahr für Jahr steigen die Fahrgastzahlen des öffentlichen Verkehrs mit Bahnen und Bussen. Deshalb ist es an der Zeit, gezielt in die Netzerweiterung und Taktverdichtung des ÖPNV zu investieren, die im internationalen Vergleich hohen Fahrpreise schrittweise zu senken und ein zusammenhängendes Fahrradroutennetz auszubauen. Ebenso bedeutsam sind sichere und ausreichend breite Fußwege mit wenig Konfliktpotenzial zu anderen Fortbewegungsarten.

Nicht zu vernachlässigen ist der städtebauliche Aspekt. Als Stichwort sei hier die Stadt der kurzen Weg genannt, damit die eher lästigen täglichen Fahrten zur Arbeit und zurück kürzer werden statt länger.

Es gibt viel zu tun. Der DBV-Landesverband wird die verkehrspolitischen Entscheidungen in Berlin aufmerksam und kritisch begleiten.

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