"Wir sind nicht behindert, wir werden behindert". Dieses Motto gilt für viele mobilitätseingeschränkte Menschen leider auch kommenden Montag, dem "Europäischen Aktionstag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung", wenn sie mit mit Bus oder Bahn unterwegs sind.

Es fängt an mit nicht barrierefreien Bussen im Überlandverkehr, geht mit unüberwindlichen Höhendifferenzen zwischen Bahnsteig und Zug weiter und hört mit nicht vorhandenen oder defekten Aufzügen noch lange nicht auf. Immer noch sind für Sehbehinderte oder blinde Menschen verständliche Haltestellenansagen in Bussen und Bahnen nicht Standard.

Der Aktionstag sollte für alle für den öffentlichen Personennah- und -fernverkehr Verantwortlichen Anlass zum Nachdenken und Handeln geben. Dazu gehören Niederflurbusse im Überlandverkehr, ein Aufzugmanagement bei der DB Station & Service mit kurzen Reaktionszeiten bei Störungen und niveaugleiche Einstiege bei Bahn und Bus. Vieles davon ist freiwillig möglich, in anderen Fällen ist der (europäische) Gesetzgeber gefragt, das Los mobilitätseingeschränkter Menschen zu verbessern und die Teilnahme am Öffentlichen Leben durch einen barrierefreien, wenigstens aber barrierearmen Verkehr, zu ermöglichen. Viele Maßnahmen wären auch ohne große Investitionen und sehr schnell umsetzbar - den Willen der Verantwortlichen vorausgesetzt. Beispielsweise eine Internetplattform und eine Rufnummer mit Informationen über alle bundesweiten Aufzugsstörungen und der Möglichkeit, Ein- und Ausstiegshilfen anzufordern.

Ab 1.1.2022 muss die vollständige Barrierefreiheit im öffentlichen Verkehr bundesweit umgesetzt sein. Acht Jahre Zeit zur Definition neuer Standards, zum Umbau von bundesweit tausenden Bahnsteigen und Haltestellen. Auch steht bei einigen Betrieben in den kommenden Jahren der Kauf neuer, behindertengerechter Fahrzeuge auf der Agenda. In der Bundes- und Landespolitik scheint sich bisher noch niemand ernsthaft über Zeitpläne und ihre Finanzierung Gedanken gemacht zu haben. Werden die Fahrgäste wie auch die Verkehrsunternehmen im Regen stehen gelassen?

Barrierefreies Reisen kommt nicht nur behinderten Menschen zu Gute, sondern auch anderen mobilitätseingeschränkten Menschen: ältere Personen, Eltern mit Kinderwagen, kranke und damit körperlich beeinträchtigte Menschen usw.

Der Deutsche Bahnkunden-Verband hofft daher, dass es nicht bei Lippenbekenntnissen zum Aktionstag bleibt, sondern Erleichterungen für Behinderte schnell und effektiv umgesetzt werden.

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