Die Rostocker Straßenbahn AG (RSAG) muss in den kommenden Jahren Straßenbahnen aus den Herstellungsjahren 1994 bis 1996 dringend ersetzen. Die Neubeschaffung für insgesamt 39 neue Straßenbahnfahrzeuge umfasst dabei ein Investitionsvolumen von 120 Millionen Euro. Sollte diese Investitionsentscheidung jedoch nicht zeitnah getroffen werden, droht den Fahrgästen der RSAG künftig ein instabiles Fahrplanangebot durch altersbedingte Ausfälle des anteilsmäßig größten Teils der Straßenbahn-Fahrzeuge.
Der Deutsche Bahnkunden-Verband (DBV) hält es deshalb für unverantwortlich, dass Rostocks Oberbürgermeister Claus Ruhe Madsen diese notwendige Investitionsentscheidung nun blockiert und die Straßenbahn in Rostock sogar generell in Frage stellt.
Für den Ausbau des Straßenbahnangebots gibt es dabei nicht nur in Rostock zahlreiche Gründe:
• Die Straßenbahn in Rostock ist mit ihrem Netz von mittlerweile 35,6 Kilometern das Rückgrat des öffentlichen Nahverkehrs. Bezogen auf die Anzahl der beförderten Personen der RSAG hat die Straßenbahn einen Anteil von fast 70 Prozent (im Jahr 2017: 28,2 Millionen Fahrgäste).
• Im Gegensatz zu anderen Städten steht der Straßenbahn in Rostock auf rund 33 Kilometern ein vom motorisierten Individualverkehr unabhängiger Bahnkörper zur Verfügung (der Anteil beträgt damit rund 93,1 Prozent!). Diese Infrastruktur ist damit Grundlage für ein stabiles und attraktives Nahverkehrsangebot. Hierzu gehört nicht zuletzt auch das aufwändige Tunnelbauwerk am Hauptbahnhof.
• Die Beförderungskapazität der Straßenbahn ist deutlich höher als beim Bus. Diesem Vorteil kommt insofern Bedeutung zu, dass Rostock einerseits eine wachsende Stadt ist, andererseits zum Erreichen der Klimaschutzziele weit mehr innerstädtische Verkehre auf die Schiene verlagert werden müssten. Bei der Straßenbahn gehört die Elektromobilität schließlich zum praxiserprobten und bewährten Standard.
• Der Fahrkomfort der Straßenbahn ist im Vergleich zu Bussen deutlich angenehmer.
• Mit einem attraktiven Angebot auf der Schiene lassen sich neue Kunden, speziell vom motorisierten Individualverkehr, wesentlich besser gewinnen bzw. verlagern als durch, künftig ggf. auch wasserstoffbetriebener, Bussysteme (Schienenbonus). Dies ist jedoch Voraussetzung, um die Lebensqualität in Städten nachhaltig zu steigern. Ein Ersatz der Straßenbahn durch Busse birgt dagegen die Gefahr, dass viele Fahrgäste wieder auf den eigenen Pkw umsteigen.

Aus obigen Gründen bauen andere Städte ihre Straßenbahn-Netze entweder aus oder sogar komplett neu. Als Beispiel sei die Stadt Regensburg genannt: Nachdem die Straßenbahn dort im Jahr 1964 kurzsichtig eingestellt wurde, wird erfreulicherweise inzwischen intensiv bzw. ganz konkret an der Wiedereinführung als modernes Stadtbahnsystem gearbeitet.

Mit dem Ziel, dass den Fahrgästen in Rostock auch in Zukunft ein stabiles, zuverlässiges öffentliches Nahverkehrsangebot zur Verfügung steht, fordert der Deutsche Bahnkunden-Verband (DBV) eine zügige Entscheidung zur erforderlichen Neubeschaffung der Straßenbahnfahrzeuge für die Stadt Rostock.
In diesem Zusammenhang muss geprüft werden, ob mit einem entsprechenden Rahmenvertrag gemeinsam mit der Stadt Schwerin die Beschaffung neuer Straßenbahnfahrzeuge vereinheitlicht bzw. gebündelt werden kann.
Michael Wedel, Vorsitzender des Länderverbandes Nordostdeutschland des Deutschen Bahnkundenverbandes, Telefon 016 2 / 1 64 33 42

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