Regiotram in Kassel.Foto: Andreas Lischka, pixabay
Regiotram in Kassel.Foto: Andreas Lischka, pixabay

(10.3.2020) Gutachten rät von Bedienung im Personenverkehr ab

Wie in vielen Umlandregionen der Großstädte ist auch im Landkreis Pinneberg der Autoverkehr tagsüber das Problem. Tausende von Pendler quälen sich morgens und abends durch die Straßen. Der Bus ist keine Alternative – er braucht zu lange und ist unzuverlässig, da er im Autoverkehr "mitschwimmt" und keine eigene Trasse hat. So ist nicht verwunderlich, dass von 5.000 Pendlern täglich fast 85 % oder etwa 4.250 mit dem eigenen Pkw von Uetersen zum Bahnhof Tornesch fahren.

Test im Personenverkehr zwischen Tornesch und Uetersen (Schleswig-Holstein, Kreis Pinneberg): Trotz des großen Zuspruchs von über 10.000 Fahrgästen an knapp 9 Tagen befand ein Planungsbüro in einer groben Berechnung, dass der Nutzen-Kosten-Faktor bei 0,72 läge – also wirtschaftlich nicht darstellbar ist. Stattdessen solle auf einem Teilabschnitt das Gleis mit Betonplatten zur Busspur werden.

Was das spannende Experiment zeigt: die Mobilitätswende ist nicht zum Nulltarif zu haben. Wenn Autofahrer zum Umsteigen auf Bahn und Bus begeistert werden sollen, dann braucht es attraktive Angebote. Auf Grund der Topografie und Bebauung ist ein Ausbau der einzigen direkten Straßenverbindung zwischen Uetersen und Tornesch nicht machbar. So ist der Bus, selbst wenn er teilweise auf der Bahntrasse fahren würde, keine ernstzunehmende Alternative (abgesehen von rechtlichen Schwierigkeiten, die diese Idee nahezu unmöglich machen).

Der DBV plädiert trotz des des „schlechten“ Abschneidens dafür, die in Rede stehende 4 Kilometer lange Strecke schnellstmöglich mit zeitgemäßen Parametern zu untersuchen. Statt des betrachteten Dieseltriebwagens mit seinen hohen Emissionswerten und einer trägen Beschleunigung passt hier besser eine Stadtbahn hin, wie sie z. B. in Kassel als „RegioTram“ seit Jahren erfolgreich fährt. Niveaufreie Einstiege, große Türbereiche und schnelles Beschleunigen könnten sogar noch die Anlage von weiteren Haltestellen ermöglichen. Im Berufsverkehr wäre dann vielleicht sogar ein Halbstundentakt denkbar?! So werden Umsteigezwänge zwischen Bus und Stadtbahn weiter verringert, ohne dass die Pünktlichkeit leidet. Ganz wichtig ist auch die Barrierefreiheit der eingesetzten Fahrzeuge!

Die Stadtbahn Tornesch – Uetersen würde für die Pendler mehr Verlässlichkeit auf dem Weg zu ihrem Arbeitsplatz nach Hamburg bedeuten. Die deutlich erhöhten Fördersätze des GVFG und die zu erwartenden hohen Fahrgastzahlen bei Anwendung zeitgemäßer Rahmenbedingungen (mehr Haltestellen, schnelle Fahrzeuge mit niveaufreiem Einstieg) bieten nach Meinung des DBV eine gute Aussicht auf Erfolg. Keine grundlegende Änderung würde der Bau einer Umgehungsstraße bedeuten – Autofahren wird dadurch noch attraktiver.
Wenn die Untersuchung, die einen Dieseltriebwagen aus dem Jahr 1995 mit Hocheinstieg als Berechnungsgrundlage annimmt, auf über 1.000 Fahrgäste im Tagesdurchschnitt kommt, werden es mit einem attraktiverem und emissionsfreien Angebot sicherlich 1.500 Fahrgäste pro Tag sein?!

So könnte die Reaktivierung der Bahnstrecke Tornesch – Uetersen für den Personenverkehr ein Leuchtturmprojekt nicht nur für Schleswig-Holstein werden. Potential ist hier, wie an vielen Stellen in den angrenzenden Regionen der Großstädte und Metropolen vorhanden.

Wir hoffen, dass sich die politisch Verantwortlichen zu einer Reaktivierung durchringen können.

Zurück zur Übersicht

Unterstützen Sie uns mit einer Spende!

Unterstützen Sie uns. Werden Sie Mitglied!