Allendorf (Lumda), 16.12.2024

Alle Jahre wieder Optimismus in Sachen Lumdatalbahn

Liebe Mitglieder, liebe Unterstützer, liebe Interessenten,

ein ereignisreiches Jahr neigt sich dem Ende zu, und es ist der richtige Moment, um gemeinsam zurückzublicken. Unser Engagement für die Reaktivierung der Lumdatalbahn hat auch 2024 Fortschritte gebracht – einige davon sichtbar und greifbar, andere leise im Hintergrund, aber nicht weniger bedeutend. Mit vereinter Kraft, kreativen Ideen und dem unermüdlichen Einsatz konnten wir wieder gemeinsam ein Stück näher an unser großes Ziel heranrücken. Doch auch Herausforderungen und Rückschläge blieben nicht aus. Umso wichtiger ist es, all das Revue passieren zu lassen und den Blick zugleich hoffnungsvoll nach vorne zu richten.

„Nie war die Reaktivierung der Lumdatalbahn so weit wie heute“. Diesen Satz verwendet wir fast gebetsmühlenartig in unseren Jahresberichten. Und interessanterweise stimmt er auch im ablaufenden Jahr 2024. Die Tatsache, dass er jeweils im Abstand eines ganzen Jahres wiederholt wird, erzählt leider viel über das Schneckentempo, in dem die Reaktivierung vonstattengeht.

Und doch ist in diesem Jahr einiges anders. Die Hessische Landesbahn (HLB) hat bereits 2023 eine Summe von 4,3 Millionen Euro erhalten, um die Detailplanung nach den sogenannten Leistungsstufen 3 und 4 durchführen zu lassen. Und diese Planung läuft nach unserem Kenntnisstand ohne nennenswerte Verzögerung. Als sichtbares Zeichen dafür sind häufig Messtrupps an der Strecke unterwegs.

Die gründliche Bestandsaufnahme einer seit 33 Jahren außer Betrieb befindlichen Teilstrecke benötigt ihre Zeit, dennoch sollen um den Jahreswechsel 2024/2025 herum Ergebnisse vorliegen.

Die Lumdatalbahn wird damit auch verstärkt zum Thema in der Öffentlichkeit. Derzeit beschäftigen sich mehrere Ortsbeiräte entlang der Strecke mit der Frage, welche Bahnübergänge dauerhaft erhalten werden müssen und welche geschlossen werden können. Dabei dürfte allen Beteiligten klar sein: Die Anforderungen an den Verkehrsweg Schiene haben sich in drei Jahrzehnten gewandelt, und die Art der landwirtschaftlichen Nutzung hat sich ebenfalls gewandelt. Viele Kleinflächen werden nicht oder kaum noch bewirtschaftet, wodurch auch weniger Aufkommen an landwirtschaftlichem Verkehr besteht.

Funktioniert die Einbindung der Lumdatalbahn in Lollar?

Interessant wird die Frage, wie leistungsstark und wie schnell sich die Lumdatalbahn an die Main-Weser-Bahn in Lollar anbinden lässt. Die Bahnsteiggleise auf der Ostseite des Bahnhofs Lollar existieren schon lange nicht mehr. Sie waren sinnvoll, um die Züge aus dem Lumdatal kurze Zeit warten zu lassen, wenn das Richtungsgleis Gießen – Kassel der Main-Weser-Bahn belegt war. In der Wartezeit konnte bereits ein Fahrgastwechsel stattfinden. Künftig wird die Lumdatalbahn erst das Süd-Nord-Gleis überqueren müssen, bevor sie an Gleis 1 oder 11 zum Halten kommt.

Wie leistungsschwach diese Querung derzeit ist, haben die Gäste der Sonderfahrt „Bahn-Erlebnistag“ im April 2024 kennenlernen müssen: Selbst an einem Sonntagabend war die Fahrt ins Lumdatal erst nach rund 25 Minuten Rangier- und Wartezeit möglich. Nach verschiedenen Um- und Rückbauten sowie nach Änderungen in den Betriebsverfahren sind Zugfahrten in das Lumdatal heute ausschließlich von dem bahnsteiglosen Gleis 13 aus möglich.

Was für den Güterverkehr ausreichend ist, schließt für den Personenverkehr praktisch jeden Halt in Lollar aus. Die bis vor wenigen Jahren möglichen Fahrten per Ersatzsignal aus Gleis 11 sind nicht mehr erlaubt. Ein Umbau des aus dem Jahr 1967 stammenden Stellwerks wäre erforderlich, den DB InfraGO voraussichtlich vermeiden möchte. Abhilfe würde dann erst der im Rahmen der Main-Weser-Bahn - Generalsanierung zu erwartende Neubau der Leit- und Sicherungstechnik bringen. Die Generalsanierung ist derzeit für das erste Halbjahr 2030 vorgesehen.

Hoher Bedarf an Informationen

Unser Verein Lumdatalbahn e. V. ist Ansprechpartner für eine Reihe von Menschen, die Näheres zum möglichen Betriebskonzept oder zu dem Fortgang der Planungen wissen möchten. Und auch wenn die Aktiven bei weitem nicht jede Frage beantworten können, so nimmt die Informationsarbeit doch einen erheblichen Teil der Vereinsarbeitszeit ein. Denn eine offizielle Projektseite der HLB, des RMV oder des Landkreises Gießen gibt es noch nicht. Die Öffentlichkeitsarbeit geschieht zunehmend in den Sozialen Medien, aber auch ganz klassisch im Gespräch vor Ort, etwa beim jährlichen Infostand zum Nikelsmarkt in Allendorf/Lumda.

Interessanterweise geht es bei vielen Fragen nicht um das „Ob“, sondern um das „Wann“ in Sachen Lumdatalbahn. Das war früher einmal anders, kontinuierliche Informationsarbeit scheint sich doch zu lohnen!

Nebenbei: Wir versuchen in unserer Öffentlichkeitsarbeit immer wieder, gezielt die Sprache der Region zu verwenden. So wurde beispielsweise der Shuttleverkehr zum Allendorfer Nikelsmarkt in diesem Jahr unter dem griffigen Titel „Vom Ort zoum Määrt“ beworben. Wir richten den Blick zwar auf alle Generationen, sehen aber in der „Boomer-Generation“ ein besonders hohes Potenzial. Denn sie hat die frühere Lumdatalbahn teilweise noch erlebt, leider auch ihren Niedergang, und knüpft an diese Erlebnisse an. Dabei vergessen wir nicht die nachrückenden Generationen, die häufig weniger ideologisch an die Verkehrsthemen herangehen und für die das Auto weniger Bedeutung als Statussymbol hat.
Güterverkehr – das Ende kam noch vor dem Anfang

Mehr als enttäuschend für die Aktiven des LB e. V. und darüber hinaus für viele Menschen in der ganzen Region ist die überraschende Schließung des Werkes für feuerfeste Steine in Staufenberg-Mainzlar. Der Konzern RHI Magnesita hatte für das Werk im Jahr 2022 eine umfassende, rund 10 Millionen Euro kostende Modernisierung angekündigt und auch mit deren Umsetzung begonnen. Dabei hatte es der börsennotierte Konzern gegenüber der Politik zur Bedingung gemacht, die untere Lumdatalbahn für den Güterverkehr wieder in Betrieb zu nehmen. Die Sanierung der seit Ende 2016 stillliegenden Infrastruktur war von der HLB mit einem Aufwand von 1,3 Millionen Euro binnen weniger Monate realisiert worden.
Anfang 2024 hätten vereinbarungsgemäß die ersten Güterzüge rollen können. Auch im Werksanschluss hatte RHI Magnesita Gleisarbeiten beauftragt und außerdem die Werkslok instand setzen lassen. Die Arbeiten im Gleisanschluss waren im Laufe des Sommers zum Erliegen gekommen. Ende Oktober 2024 verkündete RHI Magnesita dann das Aus für den Standort bereits zum Jahresende. Die Produktion wird kurzfristig nach Frankreich verlagert.

Unser Verein Lumdatalbahn e. V. wird sich dafür einsetzen, dass auf dem Gelände des Werkes wieder eine Gewerbeansiedlung mit Nähe zum Bahntransport stattfindet. Auch als Werkstattstandort einer privaten Eisenbahngesellschaft könnte das Areal entwickelt werden.

Vier Kilometer Strecke und die Zufahrtsweiche befinden sich in einem guten bis sehr guten Zustand.

Unsere Arbeit im Jahr 2024

Als relativ kleiner Verein mit sehr überschaubarem Aktivenkreis müssen wir sorgsam auswählen, welche öffentlichkeitswirksamen Veranstaltungen wir anbieten können. Dabei wollen wir sowohl im oberen als auch im unteren Lumdatal präsent sein. Und wir wollen Nahverkehr zum Ausprobieren und Erleben anbieten, möglichst auf der Schiene.

Die erste regelmäßige Veranstaltung jeden Jahres ist der „Bahn-Erlebnis-Tag“. Die diesjährige Sonderfahrt nach Linz am Rhein und Königswinter konnte erstmals wieder in Staufenberg – Mainzlar starten. Am 27.04.2024 setzte sich ein neuer LINT54 der HLB in Mainzlar in Bewegung, um über Siegen und Troisdorf die Stadt Linz am Rhein zu erreichen. Mehr als 100 zufriedene Fahrgäste waren dabei. In Linz konnten sie wählen zwischen einer Fahrt mit der Kasbachbahn und einer Schifffahrt auf dem Rhein nach Königswinter. Das LB-Reiseteam bereitete die Fahrt vor und betreute die Gäste unterwegs.

Da der Bahn-Erlebnis-Tag regelmäßig in Lollar, beziehungsweise in diesem Jahr und hoffentlich auch in den nächsten Jahren in Mainzlar und damit im unteren Lumdatal startet, haben wir den Infostand am Lollarer Schmaadleckermarkt aufgegeben. Stattdessen konzentrieren wir uns auf den Allendorfer Nikelsmarkt und bieten dort auch einen Shuttleverkehr an, allerdings auf der Straße.

Dabei war das im Wesentlichen auf die Allendorfer Stadtteile beschränkte Fahrtangebot der Jahre 2022 und 2023 leider wenig erfolgreich. Die Veranstaltung litt 2023 zudem unter extrem schlechtem Wetter. Nach der Devise „wachsen oder weichen“ haben wir im aktuellen Jahr am 3. November die Fahrtroute ausgeweitet und einen zweiten Bus zum Einsatz gebracht. Erstaunlich viele Fahrgäste haben unsere Busse am neuen Halt in Rüddingshausen bestiegen, dem am weitesten vom Markt entfernten Ort. Auch in Staufenberg – Treis und Allendorf – Climbach konnten wir einige Nachfrage verzeichnen, so dass wir im kommenden Jahr voraussichtlich wieder einen Shuttleverkehr in ähnlichem Umfang anbieten werden.
Geradezu eine „Pflichtaufgabe“ wird es dagegen im kommenden Jahr sein, wieder Verkehr auf den betriebsfähigen Teil der Lumdatalbahn zu bringen. Die Sonderfahrt zum „9. Bahn-Erlebnis-Tag“ ist bereits ab Mainzlar gebucht und wird am 03.05.2025 stattfinden. Sie führt nach Detmold. Wir wollen aber auch etwas für diejenigen Menschen bieten, die keine Ganztagesreise mit unserem Verein unternehmen möchten. Deshalb wollen wir trotz der beschriebenen Schwierigkeiten mit der Infrastruktur in Lollar zumindest an einzelnen Tagen Verkehr auf der Schiene bieten. Den „Schmaadlecker-Shuttle“ können wir nicht anbieten, solange in Lollar kein Bahnsteiggleis genutzt werden kann. Ein Sonderzug muss daher mindestens zwischen Mainzlar und Gießen verkehren.

Übrigens: So regelmäßig wie der Satz „Nie war die Reaktivierung der Lumdatalbahn so weit wie heute“ fällt auch der Satz „Wir benötigen Ihre Mithilfe im Verein“. Diesen Satz können SIE überflüssig machen, liebe Mitglieder und Interessenten. Denn an mangelndem Einsatz aus der interessierten Bürgerschaft muss die Reaktivierung nun wirklich nicht scheitern!
Abschließend möchten wir uns von Herzen bei euch bedanken. Ohne eure Unterstützung, eure Zeit, eure Ideen und euren Glauben an das Projekt wäre all das, was wir erreicht haben, nicht möglich gewesen. Lasst uns auch im kommenden Jahr entschlossen und mit Zuversicht den Weg fortsetzen, denn gemeinsam können wir weiterhin Großes bewirken – für die Lumdatalbahn, für die Region und für uns alle.

In diesem Sinne wünschen wir euch und euren Familien eine frohe und besinnliche Weihnachtszeit sowie ein gesundes, erfolgreiches und hoffnungsvolles neues Jahr 2025. Möge das kommende Jahr nicht nur für jeden von euch persönlich, sondern auch für unsere Vision ein Jahr voller Meilensteine und Fortschritte werden.

Weihnachtliche Grüße

Euer Vorstand

Verein Lumdatalbahn e. V.

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