Luftbild Hamburg Foto: Bernd Sterzl, pixelio.com
Luftbild Hamburg


Angesichts des Internationalen Transportkongresses (UITP) in Hamburg befindet sich die Hamburger Politik wieder im Digitalisierungsrausch. Autonom fahrende Fahrzeuge, U- und S-Bahnen ohne Fahrer, nur digital über Smartphone nutzbar, sollen alle Verkehrsprobleme in Hamburg lösen. Prellbock hat 10 Punkte zusam-mengestellt für eine klimafreundliche, bürgerorientierte, nachhaltige Mobilität in Hamburg.

1. 80% aller Reisenden im öffentlichen Verkehr sind im Nahverkehr unterwegs.

Daher muss der Schwerpunkt aller Investitionen in den öffentlichen Verkehr auf den Nahverkehr entfallen. Hochgeschwindigkeitsneubaustrecken, z.B. von Hamburg nach Hannover, wie vom Senat befürwortet, machen keinen Sinn und sind klimaschädlich. Einzig der Ausbau der Bestandsstrecke nach Hannover macht Sinn.

2. Die großen Fernbahnhöfe in Hamburg: Hauptbahnhof, Altona, Harburg, Bergedorf und Damm-tor sind wichtige Knoten und Umsteigeorte für den öffentlichen Nahverkehr.

Sie müssen schnell saniert und modernisiert werden. Die geplante Verlagerung des Fern- und Regionalbahnhofs Altona nach Diebsteich muss umgehend beendet werden, weil sie einen gut funktionierenden Verkehrsknoten bestehend aus S-Bahn, 20 Buslinien sowie dem Regional- und Fernverkehr mutwillig zerstört. Schnell und komfortabel von A nach B zu kommen verlangt gute Umsteigeverbindungen mit kurzen Wegen, eine hohe Taktfrequenz, vollständige Barrierefreiheit und kurze Fußwege zu den Haltestellen. Nicht die reine Fahrzeit ist entscheidend, sondern die Gesamtreisezeit von Tür zu Tür. Eine Straßenbahn mit kurzen Haltestellenabständen ist viel kun-denfreundlicher als eine S- oder U-Bahn mit tiefem Tunnel, in den man 30 Meter tief hinabsteigen muss.

3. Ein Ausbau des Nahverkehrsschienennetzes in Hamburg ist erforderlich,

aber möglichst oberirdisch und nicht in tiefen Tunneln. Der Mensch ist schließlich keine Rohrpost. Daher sind Unsinnsprojekte wie die Hyperloop-Teststrecke, der Bau der U5 durch die Innenstadt, die Verlagerung des Fern- und Regionalbahnhofs Altona nach Diebsteich oder die Planungen für den damit in Zusammenhang stehenden Verbindungsbahnentlastungstunnel (VET) sofort zu beenden. Die frei werdenden Mittel sind für den Aufbau eines flächendeckenden Straßenbahnnetzes in Hamburg einzusetzen.

4. Die Straßenbahn kann und muss hochbelastete Buslinien ersetzen.

Straßenbahnen sind komfortab-ler, sicherer und schneller als Busse und haben eine höhere Beförderungskapazität, die abgasfrei ist.

5. Priorität für einen klimafreundlichen Stadtverkehr muss das Fahrrad haben.

Hamburg braucht endgültig ein lückenloses, die ganze Stadt umfassendes Radwegenetz und nicht nur einige rot markierte Vorbildkreuzungen und prestigeträchtige High-Speed-Velorouten. Dazu müssen vorrangig die Be-standsradwege in Stand gesetzt, regelmäßig gereinigt, und neu markiert werden.

6. Besonderen Schutz verdienen die Fußgänger.

Es werden mehr als ein Viertel aller Wege. in der Stadt zu Fuß zurückgelegt. Dafür braucht es breite und gepflegte Bürgersteige.

7. Höchstgeschwindigkeit

Im Interesse des Stadtklimas und einer Reduzierung der Lärmbelastung wie auch der Unfallgefahren muss auf allen Wohnstraßen 30 km/h Höchstgeschwindigkeit gelten. Lediglich auf Hauptdurchgangstraßen mit Busverkehr gilt 50 km/h, damit der ÖPNV attraktiv bleibt.

8. Weitere Stadtviertel sind vollständig zu verkehrsberuhigten Zonen zu erklären.

Dazu zählen Ottensen, das Schanzenviertel, das Karolinenviertel, Harburg Innenstadt usw. Die Ausweitung verkehrsberuhigter Zonen muss gesetzlich erleichtert werden.

9. Das Deutschlandticket ist eine Revolution für die Nutzung des Öffentlichen Nahverkehrs.

Daher müssen Bund und Länder ausreichend Geld bereitstellen, damit das Deutschlandticket preisstabil bis 2030 fortgeführt werden kann. Es muss dringend ergänzt werden um eine preisreduzierte Variante für Schü-ler, Studenten, Rentner und Bezieher von Unterstützungsleistungen, sowie um Ticketvarianten zur Flatrate-Mitnahme von Fahrrädern, Kindern und Familienangehörigen. Wünschenswert wäre auch eine Ergänzung um eine Flatrate-Fernverkehrsvariante, die deutlich günstiger ist als die gegenwärtige Bahncard 100.

10. Der Digitalisierungshype muss beendet werden.

Digitalisierung löst keineswegs alle Probleme im Hamburger ÖPNV, wie uns immer der Verkehrssenator weismachen will. Fahrerlose U- und S- Bahnen, autonom fahrende Busse haben keinerlei Vorteile für die Fahrgäste, sie erzeugen eher ein negatives Sicherheitsgefühl. Und die Installation der fahrerlosen Systeme verschlingt enorme Mengen an Geld (allein die Herrichtung der S-Bahnstrecke zwischen Hauptbahnhof und Bergedorf kostet 600 Mio. Euro), die für den Ausbau des Netzes fehlen. Gerade für ältere oder weniger digital affine Menschen muss die Benutzung des ÖPNV auch ohne Smartphone möglich sein.

Zurück zur Übersicht

Unterstützen Sie uns mit einer Spende!

Unterstützen Sie uns. Werden Sie Mitglied!