Zur kurzfristigen Ankündigung der DB Projekt Stuttgart-Ulm, die viergleisige Hauptstrecke Bad Cannstatt-Waiblingen wegen Verlegung von Kabeln komplett sperren zu wollen
Wie der aktuellen Medienberichterstattung der vergangenen Tage zu entnehmen war, beabsichtigt die DB Netze die Vollsperrung des Streckenabschnittes Waiblingen - Bad Cannstatt für mehrere Wochen ab April, um dort Kabel zu verlegen. Es handelt sich dabei um eine viergleisige Haptstrecke, die täglich von mehreren zehntausend Berufspendlern und Reisenden genutzt wird.
Aus Sicht des DBV Baden-Württemberg ist eine Vollsperrung zum Zweck einfacher Kabelverlegungen technisch nicht nachvollziehbar, völlig überzogen und unverhältnismäßig. Der DBV BW hat daher bei der zuständigen Aufsichtsbehörde beantragt, die Betriebspflicht dieses Streckenabschnittes in einem maximal möglichen Umfang während der Bauarbeiten durchzusetzen.
Dazu Landesvorsitzender Roland Morlock: "Von dieser Totalsperrung wären jeden Tag zehntausender Pendler und Reisende betroffen. Besondere Härten erfahren gerade Menschen mit Mobilitätseinschränkungen. Das öffentliche Interesse am Betrieb dieses Abschnittes überwiegt eindeutig dem Interesse des Betreibers, die Verlegearbeiten möglichst kostengünstig durchführen zu können."
Darüber hinaus hat der DBV Baden-Württemberg Aufgabenträger und Verbände der Region, sowie zuständige Verwaltungsbehörden und das Ministerium von seinen Bemühungen informiert und hofft auf möglichst einhellige Unterstützung im Sinne der betroffenen Reisenden. Reaktionen auf diese Anschreiben gingen bis zum gestrigen Dienstag beim Landesverband jedoch nicht ein. Wir sind jedoch voller Hoffnung, daß sich diese Situation in den kommenden Tagen zum besseren ändern wird.
Schreiben vom 17.3.2023 an das Eisenbahnbundesamt
Antrag auf Bescheidung und Durchsetzung der Betriebspflicht einer Eisenbahnstrecke
Sehr geehrte Damen und Herren,
der Deutsche Bahnkundenverband Baden-Württemberg konnte Ende vergange-ner Woche der aktuellen Berichterstattung entnehmen, daß die DB Netze plant, eine der viergleisigen Zulaufstrecken auf den Hauptbahnhof Stuttgart[mindes-tens] vier Wochen komplett und nachfolgend innerhalb weiterer [mindestens] 14 Wochen ohne nähere Angabe komplett zu sperren, nur um dort Kabel zu verle-gen, die einen späteren Redundanzbetrieb ortsfester Signale in Verbindung mit ETCS-Führung zu ermöglichen. Diese Maßnahme hat gravierende Auswirkun-gen auf den gesamten Bahnkorridor Stuttgart-Aalen/Schwäbisch Hall-Crails-heim-Ansbach-Nürnberg und betrifft sowohl zehntausende Beufspendler als auch den gesamten Fernverkehr aus dieser/in diese Richtung.
Obwohl der DBV BW grundsätzlich den Aufbau und den Betrieb einer geeigne-ten Rückfallebene zu ETCS begrüßt und sogar selbst fordert, erscheint die an-gekündigte Maßnahme einer Komplettsperrung im Rahmen erforderlicher Ka-belverlegearbeiten nicht nachvollziehbar und zu Lasten der Fahrgäste und Pendler unverhältnismäßig und völlig überzogen. Es ist seit Jahrzehnten Stand der Technik, den Umbau ganzer Stellwerke (z.B. Drucktastenstellwerk zu EStW) parallel zum laufenden Betrieb zu bewerkstelligen. Das öffentliche Interesse an einer Aufrechthaltung des Betriebs dieser Strecke überwiegt aus unserer Sicht eindeutig mögliche Einsparungen des Netzbetreibers, die durch die angekündig-te Vollsperrung erreicht werden könnten.
Besonders betroffen von dieser Vollsperrung wären Reisende mit Mobilitätseinschränkung und Personen mit körperlicher Behinderung, denen die Teilnahme am ÖPNV erheblich erschwert, wenn nicht gar ganz verunmöglicht würde.
Darüber hinaus wurden der Öffentlichkeit bisher keinerlei nur annähernd praxistaugliche Ersatzkonzepte vorgestellt, um das zu erwartende Pendleraufkommen in den Hauptlastzeiten bewältigen zu können. Ein massives
Ausweichen der Pendler auf den motorisierten Individualverkehr ist vorhersehbar bzw. zu erwarten. Abzuwägen dagegen ist die Auflage an den Netzbetreiber, die Arbeiten so zu planen und durchzuführen, daß z.B. während
der Hauptverkehrszeiten eine volle Befahrbarkeit verfügbar und außerhalb der HVZ mit einer Teilsperrung von einem oder maximal zwei Gleisen auszukommen ist.
Der DBV Baden-Württemberg beantragt daher bei Ihnen als Aufsichtsbehörde im Interesse der Bahnkunden, die Verhältnismäßigkeit dieser Vollsperrung zu prüfen und per Bescheid die Betriebspflicht dieser Strecke insoweit
durchzusetzen, daß Eingriffe durch die erforderlichen Bauarbeiten und deren Auswirkungen für die Berufspendler auf das absolut technisch machbare Minimum beschränkt bleiben. Bei Belassung der angekündigten
Vollsperrungen sind aus Sicht des DBV Baden-Württemberg schwerwiegende Nachteile für die Akzeptanzentwicklung des ÖPNV, dauerhafte Fahrgastverluste und volkswirtschaftliche Kollateralschäden zu befürchten.
Über eine zeitnahe Entscheidung würden wir uns sehr freuen.
Mit besten Grüßen aus Ludwigsburg
DBV Baden-Württemberg, Landesverband des Deutschen Bahnkundenverbandes
Roland Morlock, Landesvorsitzender Baden-Württemberg, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
Klaus Honold, DBV-Bundesvorstand für mobilitätseingeschränkte Personen, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
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