Beschädigungen und Verschmutzungen in der Potsdamer Straßenbahn.
Beschädigungen und Verschmutzungen in der Potsdamer Straßenbahn.

 

Offener Brief an

  • Herrn Mike Schubert, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Potsdam
  • Herrn Bürgermeister Burkhard Exner, Beigeordneter Geschäftsbereich Finanzen, Investitionen und Controlling
  • Fraktionen der SPD, Bündnis 90/Die Grünen, Sozial.Die Linke, CDU, Die Andere, FDP, Die Linke Potsdam, 28.3.2023
  • Herrn Stefan Schulz, Stadtwerke Potsdam, Pressestelle

Sehr geehrte Damen und Herren,

mit großem Entsetzen nimmt der DBV Potsdam-Mittelmark eine massive Verschlechterung des Angebotes der ViP Potsdam GmbH bei Fahrplan, Zustand der Fahrzeuge und Sauberkeit zur Kenntnis, die sich nach unserer Beobachtung ständig weiter verschärft.

Nicht einmal die als Notlösung gedachten Fahrpläne werden vollständig gefahren. Linien werden ganz oder teilweise eingestellt (98 und 99) bzw. zu Lasten bestimmter Stadtteile (93 zur Glienicker Brücke) reduziert.

Fahrgastinformation findet sehr eingeschränkt statt. Vermutlich budgetbedingt werden Social Media-Kanäle nicht bedient. Dadurch ist es für Fahrgäste nicht einmal möglich, sich Alternativen zu suchen. Anschlüsse werden verpasst oder nicht ermöglicht, Fahrkarten der DB verfallen dadurch oft ersatzlos.

Politische Beteuerungen und beschlossene Pläne der Stadt Potsdam, wie der Nahverkehrsplan, werden nicht erfüllt bzw. seine Umsetzung verhindert. Die seit 1990 stets betonte und beschlossene Beschleunigung des städtischen ÖPNV wird durch autofreundliche Ampelschaltung immer wieder blockiert. Längst geplante Investitionen, wie die Sanierung der Heinrich-Mann-Allee oder die fehlende Haltestelle an der Bornstedter Feldflur (Tram 92), sind weitere Beispiele.

Die Stadt Potsdam hat den Klimanotstand erklärt! Sie ermöglicht jedoch nicht im erforderlichen und gewünschten Umfang den dafür notwendigen ÖPNV. Dies konterkariert die Verkehrswende.

Potsdam wächst. Demgegenüber steht die Realität: Politisch gewollte Vorgaben erzwingen für die ViP zusätzliche Ausgaben bzw. erzeugen Mindereinnahmen. Beispielhaft sind hier die Umstellung auf Elektromobilität oder das Deutschland-Ticket. Diese werden durch die Politik auf allen Ebenen nicht ausreichend aufgefangen.

Wir fordern den Oberbürgermeister, die Verwaltung und die Politiker unserer Landeshauptstadt Potsdam auf, schnellstens aktiv zu werden, um diese Situation deutlich und spürbar zu verbessern.

Folgende Maßnahmen sind aus unserer Sicht zur Sicherung der Daseinsvorsorge ÖPNV für unsere Bürgerinnen und Bürger zwingend erforderlich:

  • Ein befristeter und zuverlässiger Notfahrplan mit gesicherten Anschlüssen!
  • Eine ausreichende und gesicherte Finanzierung des ÖPNV in der Landeshauptstadt, anstelle ständig neuer Forderungen, wie kostenlosen Nahverkehr.
  • Größere Wertschätzung der Arbeit der Mitarbeiter der ViP GmbH durch alle Leitungsebenen der Stadtwerke und die Politik der Stadt Potsdam – die Mitarbeiter der ViP sind durch den Tarifvertrag Nahverkehr die am schlechtesten bezahlten Mitarbeiter im Stadtwerkeverbund, zudem haben sich die Arbeitsbedingungen sehr zu ihrem Nachteil entwickelt
  • Die ViP muss endlich wieder eine schlagkräftige und stabile Geschäftsführung bekommen
  • Rechtzeitige Information der Fahrgäste über den tatsächlichen Fahrplan. Die Nutzung des ÖPNV muss auch bei Einschränkungen planbar sein.
  • Vielfältige Anwerbeaktivitäten für den Fahrdienst, auch bei Migranten und ohne zu hohe Hürden bei den sprachlichen Anforderungen; evtl. fachsprachliche Ausbildung parallel zur Fahrschule.
  • Wiederherstellung des Eigenbildes der unterschiedlichen Stadtwerkeunternehmen, denn die jetzige Lösung der Stadtwerke als Gesamtpaket unter Aufgabe der Identität der einzelnen Unternehmen, wie STEP und ViP, verringerte auch die Bindung an diese jeweiligen Unternehmen deutlich.

Der DBV Potsdam-Mittelmark sieht ein sofortiges Umsteuern als zwingend notwendig an! Der Ist-Zustand wird sich nach unserer Ansicht ansonsten weiter verschlechtern und das ÖPNV-System irgendwann unattraktiv, was den Beschluss zum Klimanotstand konterkarieren würde.

Wir sind gerne bereit, unsere Ideen und Vorschläge mit einzubringen.

Mit freundlichen Grüßen

gez. Karsten Müller

Vorsitzender des Regionalverbandes

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