DBV kritisiert nicht vorhandene oder sich widersprechende Fahrgastinformationen
Erst einmal bis zum 21. April 2023 ist die Eisenbahnstrecke zwischen Berlin und Frankfurt (Oder) noch komplett gesperrt. Knapp 88 Kilometer zweigleisige Strecke, auf denen sonst pro Stunde bis zu 6 Züge der Linie RE1 mit über 3.700 Sitzplätzen tagsüber hin- und herfahren, ist für zwei Wochen nicht nutzbar. Weitere Sperrungen, auch wenn sie nur Tage andauern, werden folgen. Der DBV Nordost kritisiert die Art und Weise der Informationen im Zusammenhang mit der Sperrung und die nicht ausreichend Buskapazitäten der Ersatzverkehre.
Egal, wer schuld daran ist: das Versagen im Zusammenhang mit der zweiwöchigen Sperrung zwischen Berlin-Ostkreuz bzw. Erkner und Frankfurt (Oder) kennt nur Verlierer. Am heftigsten trifft es die, die am Ende der Informationskette stehen: die Personale in den Zügen und Bussen und die Fahrgäste.
Die Linie RE 1 ist die am stärksten nachgefragte Regionalexpress-Linie in Berlin und Brandenburg. Da müsste von den Verantwortlichen besonders viel Sorgfalt bei der Fahrgastinformation erwartet werden können. Aber:
- Auf den Bahnsteigen finden sich keinerlei deutlich sichtbare, zusätzliche Informationen auf die Bauarbeiten. Es ist nicht ausreichend, wenn die RE 1-Züge, die aus Richtung Potsdam kommen, auf den Unterwegshalten nur mit ihrem Zielbahnhof Berlin-Ostkreuz ausgewiesen werden. Zusätzliche Durchsagen, zusätzliche Aufsteller? Fehlanzeige!
- Eine 17seitige, eng mit Tabellen und Fußnoten bedruckte PDF-Datei ist eine Zumutung für Fahrgäste, die sich über zukünftige Fahrzeiten informieren wollen. (https://www.odeg.de/fileadmin/user_upload/23_04_07-21_Ausfall_Erkner-F%C3%BCrstenwalde-FrankfurtO_-_V8.pdf)
- Die Fahrzeiten sind häufig völlig unrealistisch, weil sie weder die üblichen Staus noch Bauarbeiten berücksichtigen. Der Fahrplan für die Ersatzbusse weist immer die gleichen Fahrzeiten aus – egal ob tagsüber im Berufsverkehr oder spätabends, egal ob an Arbeitstagen oder sonntags. Auch die Baustellen auf der Autobahn A 12 scheinen bei der Planung der Ersatzverkehre nicht weiter interessiert zu haben. Das führt dazu, dass sich Fahrzeiten verdoppeln.
- Die Kapazitäten der Ersatzbusse reichen im Berufsverkehr keinesfalls aus. Regelmäßig wurde dem DBV berichtet, dass 1 Standard-Linienbus mit 40 Sitzplätzen und theoretisch 70 Stehplätzen kein Ersatz für einen Zug mit 630 Sitzplätzen ist, sondern eine Unverfrorenheit. Hier ist an der falschen Stelle gespart worden, weil die Ostdeutsche Eisenbahn als Unternehmen zu wenig Busse bestellt hat. Chaotische Szenen an den Haltestellen waren die Folge.
Noch eine knappe Woche wird die Sperrung andauern – erst einmal. Der DBV erwartet, dass ein solches Versagen nicht noch einmal hier oder bei anderen Sperrungen vorkommt. Alle Beteiligte – DB Netz, DB Station und Service, Ostdeutsche Eisenbahn und Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg – müssen dafür sorgen, dass in Zukunft ein solches Chaos ausbleibt. Die Fahrgäste haben ein Recht darauf, umfassend, frühzeitig, verständlich und richtig informiert zu werden.
Generell wünscht sich der DBV Nordost, dass bereits bei der Planung von solchen umfangreichen Ersatzverkehren auch die Kundenverbände mit einbezogen werden. Insgesamt dürfte für die Zeit der Sperrung gar kein Fahrpreis von den Fahrgästen verlangt werden – eher wäre ein Schmerzensgeld für die Nutzenden fällig!
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