Grundlage: Grafik der Bayerischen Eisenbahngesellschaft. Änderung: DBV
Grundlage: Grafik der Bayerischen Eisenbahngesellschaft. Änderung: DBV

Macht Bayern das Deutschlandticket als Plastikkarte absichtlich kaputt?

Nachträgliche Auslegungen des Bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr führen zu Finanzproblemen und der Einstellung des Verkaufs bei den regionalen Verbünden

Seit dem 1. Mai 2023 gibt es das 49 Euro- oder Deutschlandticket. Viele Verkehrsunternehmen und Aufgabenträger hatten bei vor der Einführung Bauchschmerzen, haben aber doch letztendlich ihre Vorbehalte hintenan gestellt, um das Projekt nicht zu gefährden.

Was jetzt in Bayern passiert ist, macht einen ob der Dreistigkeit sprachlos. Die Bayerischen Verkehrsverbünde haben offenbar bereits Mitte Mai einen Brief aus dem Bayerischen Staatsministerium erhalten. Darin vertritt das Ministerium die Auffassung, dass alle Mehrerlöse, die im Zusammenhang mit dem Verkauf der Variante Plastikkarte des 49 Euro-Tickets entstehen, nicht bei den Verbünden verbleiben dürfen sondern an das Ministerium abzuführen seien. Auch alle Kosten, die mit der Ausgabe der Karte entstehen, dürfen nicht von den Einnahmen abgezogen werden, eine Vertriebsprovision (die selbstverständlich ist) dürfe ebenfalls nicht abgezogen werden.

Deshalb haben im Verbund „mona“ (Mobilitätsgesellschaft für den Nahverkehr im Allgäu) die Kemptener Verkehrsbetriebe als erste diese Auslegung öffentlich gemacht und Konsequenzen gezogen. Die Plastikkarte des 49 Euro-Tickets gibt es dort ab September 2023 nicht mehr.

Damit macht das Bayerische Staatsministerium absichtlich den Vertrieb als Plastikkarte kaputt! Denn die ausgebenden Unternehmen würden beim Weiterverkauf unverantwortlich handeln, weil sie noch nicht einmal ihren Aufwand ersetzt bekommen. Das faktische Verbot des Verkaufs einer Plastikkarte bedeutet einen Zwang zum Kauf als digitale Variante. Warum? Der DBV hat darauf keine Antwort.

Die Willkür, mit der das Bayerische Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr plötzlich seine Meinung ändert, schadet letztendlich dem Erfolg des 49 Euro-Tickets. So geht man nicht im kooperativen Miteinander um.

Das faktische Verbot der Variante Plastikkarte bedeutet eine Beschränkung der Zugangs- und Nutzungsmöglichkeiten. Ist das gewollt? In Bayern scheinbar ja. Der DBV fordert stattdessen, die noch bestehenden Zugangshürden zum 49 Euro-Ticket abzubauen. Es muss auch spontan mit sofortiger Wirkung und ohne Zwangsabonnement zu kaufen sein.

Auf unsere Bitte nach einer Stellungnahme antwortete die Pressestelle des Bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr nicht.

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