Trotz mehrerer Versuche erhielten weder die Stadt Potsdam noch der Deutsche Bahnkunden-Verband von der DB Antworten auf die Fragen zur besseren Anbindung der Landeshauptstadt an das Fernverkehrsnetz der Bahn. Erst auf Nachfrage eines Journalisten der PNN reagierte die DB. Diese Antwort macht deutlich, wie wenig Interesse die Deutsche Bahn an ihren Fahrgästen hat. Potsdam als Landeshauptstadt und größte Stadt Brandenburgs hat ein großes Einzugsgebiet und somit eine große Anzahl an potentiellen Fahrgästen. Die jetzigen Zahlen der Nutzung bei wenig attraktiven Fahrzeiten als Argument anzuführen, halten wir für eine Ausrede. Diese Zahlen sind nicht öffentlich und daher nicht nachvollziehbar.
Der Hinweis, die Potsdamer könnten nach Berlin fahren, ist nicht hilfreich, denn sowohl bei der S-Bahn als auch bei der Regionalbahn kommt es häufig aus unterschiedlichen Gründen zu Verspätungen oder Ausfällen, so dass die Fernzüge in Berlin nicht erreicht werden. Für Reisen in Richtung Westen ist die Fahrt mit dem RE1 nach Magdeburg keine Option, da auch hier aus den genannten Gründen der Anschluss zum Fernverkehrsknoten Hannover oft nicht erreicht wird und die Fahrt in den regelmäßig überfüllten Zügen keine Werbung für Bahnreisen darstellt.
Eine Begründung mit maximalen Streckengeschwindigkeiten ist in keiner Weise stichhaltig, solange ICE-Züge zur Ostsee eine Strecke mit 120 km/h befahren und im wesentlich kleineren Eberswalde halten.
Das Argument zu den Stationskosten können wir vor dem Hintergrund des Zustandes der Bahnanlagen nicht nachvollziehen. Wer den Potsdamer Bahnhof kennt mit seinen zahlreichen Problemen (fast ständiger Ausfall von Rolltreppen und Aufzügen, Bahnsteige voller Vogelkot, undichtes Dach usw.), versteht die hohen Stationsentgelte nicht.
Wie wenig Interesse die DB an den Potsdamer Fahrgästen hat, zeigt auch der Rückzug der Bahn aus dem Verkauf von Fernfahrkarten in Potsdam. Zunächst die Abgabe an einen Partner, dann Verminderung der Handelsspanne für den Betreiber der Mobiagentur und Ausstieg aus dem Verkauf. Wer Fernfahrkarten aus welchen Gründen auch immer nicht im Internet oder über die DB-App kaufen kann oder will, muss nach Berlin zu einem der größeren Bahnhöfe fahren. Interessant, dass im Bahnhof Zoo Fernfahrkarten verkauft werden, obwohl dort auch keine Fernzüge halten. Im Übrigen gibt es in Potsdam eine Verkaufsstelle der S-Bahn, also einer Tochter des DB-Konzerns. Der Verkauf von Fernfahrkarten sollte doch in dieser Stelle möglich sein.
Wir sehen hier die Politik des Bundes und des Landes in der Verpflichtung, endlich Druck auf das 100%ige Bundesunternehmen auszuüben. Insbesondere sollten die Bundestags- und Landtagsabgeordneten der Region als Vertreter des ganzen Volkes diese Frage zu ihrer Angelegenheit machen.
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