Vertretbar, wenn es endlich überall ein besseres Angebot gibt
Zum 1.1.2025 steigt der Monatspreis für das Deutschlandticket von heute 49 auf 58 Euro – fast 20 Prozent mehr. Dennoch fallen als Begründung Schlagwörter wie „moderat“, „vertretbar“ oder „angemessen“. Natürlich von denen, die diesen komplett politischen Preis festgelegt haben. Was für ein Aufstand würde in unserer Republik losgehen, würde der Benzinpreis politisch gewollt um 20 Prozent steigen …! Aber mit den ÖPNV-Kunden kann man es ja machen.
Ja, der Preis ist immer noch interessant für Menschen, die im Berufsleben stehen, häufig Bahn und Bus nutzen, die spontan sein möchten und sich nicht bei jeder Fahrt über Tarifgrenzen, Waben und Zonen informieren möchten – auch mit 58 Euro. Dennoch vermisst der Deutsche Bahnkunden-Verband die notwendige Weiterentwicklung des Angebots. Es fehlt immer noch ein preislich angepasstes Angebot für Jugendliche, Rentner, Bürgergeld-Empfänger. Warum gibt es das nicht auch im Jahresabonnement, warum nicht auch am Automaten oder mit Barzahlung? Warum muss man eine Mailadresse und ein Konto haben? Warum gibt es das nicht gleitend für 30 Tage ab Lösungstag? An diesen Zugangshürden wird nicht gerüttelt. War da nicht mal die Rede von einer Evaluation des Angebots, bevor es die nächste Preiserhöhung gibt?
Leider legen weder die Bundesländer noch die Bundesregierung ebenfalls deutlich mehr Geld zur Finanzierung drauf; der Anteil der Finanzierung bleibt gleich. Sie beharren trotz gestiegener Energiepreise und Lohnkosten bei ihrem Anteil von maximal 3 Milliarden Euro. So ist zu befürchten, dass es auch in Zukunft weder in ländlichen Regionen überhaupt ein nennenswertes Angebot an Bahn- und Busverkehren geben wird noch eine Verdichtung dort, wo die Nachfrage in den Städten explodiert. Der Mobilitätsriss zwischen Stadt und Land wird weiter bestehen.
Gerade vor dem Hintergrund der aktuell diskutierten Stützungs- und Subventionsmaßnahmen für die Autoindustrie und Autofahrer (bei denen Geld offenbar keine Rolle spielt) bekommt diese deftige Preiserhöhung einen schalen Beigeschmack. Der Vorteil eines attraktiven Bahn- und Busangebots in Stadt und Land hat es immer noch nicht in die Landes- und Bundespolitik geschafft. Der Deutsche Bahnkunden-Verband wird sich weiterhin für ein gutes ÖPNV-Angebot in der Stadt und auf dem Land einsetzen und die Verantwortlichen an die Bedeutung für unsere Mobilität erinnern. Denn es gibt eine Alternative zum Auto.
Wir hoffen, dass es uns im heraufziehenden Bundestagswahlkampf gelingt, auch weitere Themen in der Öffentlichkeit zu platzieren als nur das eine, dass seit Monaten jedwede andere Diskussion erstickt.
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