DBV-Landesverband Berlin-Brandenburg

(20.9.2013) In den vergangenen Monaten haben nach Meinung des DBV-Landesverbandes die Verspätungen im Regionalverkehr in Berlin und Brandenburg erheblich zugenommen. So sank die vom Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg ermittelte Pünktlichkeit (siehe: http://images.vbb.de/assets/downloads/file/15960.pdf) seit April 2013 kontinuierlich von 89,5 % auf 83,0 %. Der DBV kritisiert, dass es als Ergebnis der gestrigen Anhörung im Brandenburger Verkehrsausschuss kein greifbares Ergebnis für die Fahrgäste gab. Jeder schiebt offenbar die Schuld dem anderen zu, wobei es auf allen Linien, nicht nur dem RE 2, Probleme gibt!

Seit langer Zeit kritisiert der DBV-Landesverband viele Ursachen, die natürlich auch viele Väter und Mütter haben. An der Beseitigung der Probleme gemeinsam zu arbeiten müsste die Aufgabe aller Beteiligten sein:

1. Die Ausschreibungstexte sind nach wie vor so geheim wie Angelegenheiten der Staatsverteidigung. Was wird von den Bietern, die sich an den Ausschreibungen beteiligen, konkret erwartet? Eine Mitwirkung der Fahrgastverbände an dem Verfahren ist nicht erwünscht. Somit ist es uns verwehrt, bereits im Vorfeld auf Probleme (z. B. bei der Anzahl der vorgegebenen Sitz- und Fahrradstellplätze, den Türbreiten oder oder der Anpassung der Zuglängen bei gestiegener Nachfrage) hinzuweisen.

2. Die Linien sind für den Regionalverkehr viel zu lang und dadurch extrem verspätungsanfällig. Der RE 1 fährt von Frankfurt (Oder) nach Magdeburg 235 km, RE 2 fährt beispielsweise von Wismar nach Cottbus 364 km, der RE von Elsterwerda nach 360 km. Für solche langen Linienläufe müsste es viel mehr Ersatzzüge im Netz geben, die bei Ausfall oder großen Verspätungen eingesetzt werden.

3. Die Aufenthaltszeiten auf den Berliner Bahnhöfen sind zu knapp kalkuliert. Maximal 2 Minuten Aufenthaltszeit in Walddrehna (RE 3) mögen ausreichend sein, für den Berliner Hauptbahnhof sind die veranschlagten 3 Minuten im Berufsverkehr unrealistisch. Zumal die Haltezeiten auf den Bahnhöfen auch noch einen Puffer zum Ausgleich von Verspätungen bieten könnten. Mehr "Luft in den Fahrplan" ist eine alte Forderung des DBV.

4. Auch die Sperrung der Schnellfahrstrecke Hannover - Berlin hat ihren Anteil an den Verspätungen im Raum Berlin. Denn die wegen der Sperrung umgeleiteten Züge fahren jetzt teilweise im Minutenabstand zwischen den Regionalzügen auf der Berliner Stadtbahn und sorgen für weitere Verspätungen. Hier muss DB Netz kritisiert werden, weil die Pünktlichkeit der Regel kaum noch eine Rolle spielt.

5. Bisher war es bei neuen Zügen üblich, dass zwischen der Bestellung der Fahrzeuge und der Abnahme Zulassungsvorschriften geändert wurden. Dadurch kam (und kommt es noch) zu Problemen bei der Bereitstellung.

6. Offenbar sind die Sanktionsmöglichkeiten gegenüber den Verkehrsunternehmen bei Schlechtleistungen nicht ausreichend. Warum gibt es nicht mehr Ersatzfahrzeuge an verschiedenen Standorten? Warum gibt es, so wurde uns berichtet, in ganz Brandenburg nur an 2 Stellen die Möglichkeit der Toilettenentsorgung bestimmter Züge?

7. Alle Fahrgastprognosen sehen weitere Steigerungen bei den Nutzerzahlen, insbesondere in der Region Berlin, voraus. Leider wird hierauf nicht ausreichend reagiert. Stattdessen führt die Brandenburger Landesregierung eine Debatte um die Schließung kleinerer Bahnhöfe und will den Regionalverkehr in der Region Berlin zu einer Art Ersatz-S-Bahn machen, die alle 2 bis 3 Minuten hält. Und der Berliner Senat investiert lieber in Milliarden in Großprojekte in der Innenstadt (A 100-Tunnel oder S 21), als durch kleinere Maßnahmen (z. B. den forcierten Ausbau der Straßenbahn) viel mehr Wirkung zu erzielen.

Der DBV schlägt deshalb vor, dass sich die Parlamentarier der Länder Berlin und Brandenburg mit dem grundsätzlichen Problem der Unpünktlichkeit beschäftigen. Zufriedene Fahrgäste und einen verlässlichen Fahrplan erreicht man nicht dadurch, dass man den Schwarzen Peter im Kreis hin- und herschiebt.

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