"Standardisierte Bewertungsmaßstäbe greifen auf dem Land zu kurz" auf dieser Grundlage setzte der ehem. Verkehrsminister Sachsen-Anhalts, Dr. Karl-Heinz Daehre (CDU), ein bundesweit einmaliges Zeichen für die Wiederbelebung der Bahn im ländlichen Raum. Im Jahr 2007 wurde das "Schmiedeberger Modell" gestartet, welches Bus und Bahn nicht zu Kontrahenten sondern Partnern machte.

Selbst die Nasa (SPNV-Besteller in Sachsen-Anhalt) hatte das Modell als Erfolg dargestellt, allerdings nur bis zu dem Moment als Daehres Nachfolger Thomas Webel als eine seiner ersten Amtshandlungen nicht nur das Schmiedeberger Modell kassierte sondern generell, bis dato, jegliche Versuche von Streckenreaktivierungen blockiert.

Bundesweit wird im Rahmen des "Zukunftsbündnisse Schiene" beim Bundesminister für Verkehr, dem auch wir angehören, eine Verlagerung von Verkehren auf die Schiene betrachtet. Während die Nasa die Bahnstrecken immer noch in Kategorien, wie Nahverkehr und Güterverkehr selektiert, werden andernorts die Schienenwege richtigerweise bereits wie Straßen behandelt. Dort fahren nämlich alle Verkehrsarten auf einem gemeinsamen Weg.

Die von der Nasa aufgemachte Rechnung, die Wirtschaftlichkeit von Trassen nur nach dem Zweck 'Personenverkehr' oder 'Güterverkehr' zu betrachten, ist veraltet. Eine Bündelung von Personen-, Güter- und Gelegenheitsverkehren auf den Strecken im ländlichen Raum bedeutet auch die Summierung der Infrastruktur-Nutzungskosten. Es wäre nicht mehr von vorrangiger Relevanz, ob in einem Triebwagen dann 350 oder 1.000 Fahrgäste sitzen, wenn gleichzeit die Güterzüge einen maßgeblichen Anteil an den Trassenkosten tragen. Selbst Gelegenheitsverkehre z. B. im Tourismus oder zu Events wären auf vorhandenen Schienen möglich. Dies würde zur Aufwertung der Lebensqualität im ländlichen Raum deutlich beitragen.

Viele Güter, die heute per Lkw gebracht oder geholt werden, haben ihren Ursprung im ländlichen Raum. Die Kiesgruben mit ihren Schüttgütern oder die Forstareale mit ihren Holztransporten befinden sich nicht in den Ballungsräumen sondern auf dem Land.

In Sachsen-Anhalt gibt es eine Reihe von reaktivierungsrelevanten Strecken, die gerade auch durch die genannten Mischverkehre eine Zukunft hätten. Wir hoffen, dass nicht erst wieder auf einen Ministerwechsel gewartet werden muss, sondern die derzeit politischen Verantwortlichen von ihrer Beratungsresistenz abrücken.

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